Abstrich bei Verdacht auf Infektion bzw. Reaktivierung.
Bewertung:
Das Resultat 'nicht nachweisbar' schließt eine Infektion / Reaktivierung in Abstrichen aus.
Im Liquor kann bei Infektionsverdacht das HS-Virion 'nicht nachweisbar' sein, wenn das Geschehen noch relativ akut und auf die Frontal- oder Temporallappen lokalisiert ist.
Erreger 'nachgewiesen': in Serum / Plasma / Urin / Liquor – Virämie; Infektion bestätigt.
Diagnostische Hinweise:
Herpes-simplex-Viren wandern entlang sensorischer Nervenbahnen zu den Spinalganglien, wo sie lebenslang persistieren (Quelle der Reaktivierungen).
(Erst-)Infektion meist durch Schmierinfektion über verschiedene Schleimhäute (z. B. Mund - Gingivostomatitis) oder engen Körperkontakt (STD im weiteren Sinn – Vulvovaginitis, Herpes progenitalis).
HSV-Infektionen mit systemischer Manifestation (z. B. Herpes-Sepsis bei Neugeborenen) bergen die Gefahr einer ZNS-Beteiligung (Meningitis, Enzephalitis).
In der Schwangerschaft ist bei primärer Infektion oder Reaktivierung eine Übertragung auf das Kind während der Passage durch den Geburtskanal möglich. Es kann zu disseminierten Infektionen des Kindes mit hoher Letalität kommen.
HSV-2 vor der 20. SSW führt in 20% der Fälle zum Abort.
Ca. 30% der Neugeborenen von Müttern mit unerkannter Primärinfektion haben Neonatalherpes.
Symptomatik bei Säuglingen und Kleinkindern oft subklinisch; bei ZNS-Beteiligung apathisch bis somnolente Zustände. Jugendliche und Erwachsene leiden meist unter lokaler Bläschenbildung (wechselnde Areale, nicht auf Schleimhäute beschränkt, auch Übergangsbereiche Schleim-/Normalhaut bzw. nur Normalhaut = Herpes simplex), Ekzema herpeticum oder traumatischem Herpes. Die Pusteln jucken in der Frühphase stark und brechen später mehr oder weniger schmerzhaft auf (bakterielle Superinfektionsgefahr).
Ob die „organspezifische“ Zuordnung HSV Typ 1 = Herpes labialis = Lippenherpes und HSV Typ 2 = Herpes genitalis = Genitalherpes, wie der Literatur zu entnehmen ist, gehalten werden kann, ist nicht hinreichend geklärt (die praktischen Erfahrungen sprechen eher dafür: ca. 80% der Reaktivierungen sind durch HSV-1 und ca. 20% durch HSV-2 hervorgerufen).
Ein genitaler HSV-1 verläuft häufig ohne Klinik.
Augeninfektionen (Herpes corneae, Keratokonjunktivitis) sind sehr unangenehm und teilweise langwierig; Hornhaut-Transplantationskomplikation bei länger dauernder Antibiose.