Vorgehen bei Affenpockeninfektion (MPX) in Deutschland

|   Infektionsdiagnostik und Mikrobiologie

Anfang Mai 2022 wurden zunächst in GB und danach in anderen Ländern Europas einschließl. Dtl. vermehrt Fälle von Affenpocken bei Menschen beobachtet. Affenpockenviren (monkeypox virus, MPX) sind in West- & Zentralafrika bei Nagetieren (Affen sind Fehlwirte) verbreitet. In diesen Ländern finden sich auch die häufigsten Infektionen beim Menschen. Die aktuell in Europa aufgetretenen Fälle (lt. RKI vom 26.7.22 2410 Fälle in D, alle 16 Bundesländer) werden durch die westafrikanische Virusvariante verursacht, sind jedoch i.d.R. nicht reiseassoziiert.

Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt nur bei engem Kontakt, z.B. bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten, auch im Rahmen von sexuellen Handlungen. Eine Übertragung bereits in der Prodromalphase ist bei face-to-face-Kontakt durch Atemwegssekrete ebenfalls möglich. Die Infektiosität der Affenpocken ist aber deutlich geringer als der echten Pocken und der Windpocken. Inkubationszeit für Affenpocken beträgt 5-21 Tage. Erste Symptome sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten. Einige Tage danach entwickeln sich Hauteffloreszenzen, welche simultan die Stadien Macula, Papula, Vesikula und Pustula durchlaufen und letztlich verkrusten und abfallen. MPX sind, so lange Hautveränderungen vorhanden sind, infektiös.

Eine MPX-Erkrankung verläuft meist mild & heilt i.d.R. von alleine ab. Schwere Verläufe sind allerdings möglich (Kinder, Immunsupprimierte). Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung schätzt das RKI nach derzeitigen Erkenntnissen als gering ein.

Eine Labordiagnostik auf MPX sollte erfolgen bei einer passenden klinischen Symptomatik in Verbindung mit Tierkontakten, Reiseanamnese, Kontakt zu nachweislich mit MPX-infizierten Menschen oder Verdachtsfällen von Infizierten. Aufgrund der aktuellen Häufung von Infektionen nicht-reiseassoziierter MPX-Fälle ist eine erhöhte Wachsamkeit indiziert.

NAT/PCR-Diagnostik nur im MPX-Konsiliarlabor am RKI; Versand durch unser Labor

  • Abstrich offener Hautläsionen, von Bläschen oder Hautkrusten
    Bitte verwenden Sie dafür ausschließlich Universaltupfer mit Flüssigtransportmedium (z.B. „CliniSwabs“ o.ä.) KEINE trockenen Abstrichtupfer)
  • Obligater RKI-Begleitschein zur Einsendung von Probenmaterial
    (anamnestische und klinische Hinweise, auszufüllen durch die Praxis, s. RKI-Webseite)

Verdachtsfälle bitte unbedingt eindeutig als V.a. MPX von der Praxis kennzeichnen (Vorabinformation an Labor erbeten). Arzt-Meldepflicht gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5 IfSG. Weitere Informationen sowie den Material-Begleitschein finden Sie auf der RKI-Webseite.